St. Nicolai Coswig (Anhalt)

Kirche St. Nicolai Coswig

Wer heute auf der viel befahrenen Bundesstraße 187 durch Coswig (Anhalt) fährt, der sieht sie für einen kurzen Augenblick an der Straße liegen: die Coswiger Stadtkirche St. Nicolai – ein imposanter Bau, dessen Größe von einstiger Bedeutung kündet. Einst war die Kirche der geistliche Mittelpunkt eines Dominikanerinnen-Klosters. 1272 durch den frommen Fürsten Siegfried von Anhalt-Köthen gestiftet, wurde dieses zum Hauskloster des Fürstenhauses.

Geschichte

Mindestens 30 Angehörige der fürstlichen Familie hat man in Coswig bestattet. Nach der üblichen Bewährungszeit zur wirtschaftlichen Stabilisierung wurde der Coswiger Konvent 1288 in den Ordensverband der Dominikaner aufgenommen. In diesem Zusammenhang ist auch der Aufenthalt des großen mittelalterlichen Mystikers und Dominikaner-Provinzials Meister Eckhart in Coswig zu sehen. 1527 wurde das Kloster aufgelöst, die Nonnen quasi ausgekauft: Fürst Wolfgang von Anhalt versprach jeder Nonne eine lebenslange Rente. Die Gebäude dienten fortan als fürstlicher Wirtschaftshof.

Ein Rundgang durch die Kirche

Die ehemalige Klosterkirche dient seit der Reformation als evangelische Stadtkirche und wurde 2002 / 2003 zur »Kirche des Jahres« in Sachsen-Anhalt gewählt. Das innere Bild des Kirchenbaus beeindruckt durch seinen barocken Altar, der an der Wende zum 18. Jahrhundert gefertigt wurde, seine Bildwerke stammen aus der Hand des Fürstlichen Hof- und Kunstmalers Johann Andreas von Düwens. Unbedingte Beachtung verdienen die um 1350 gefertigten Bleiglasarbeiten in den Südfenstern. Sie gehören zu den ältesten ihrer Art in Sachsen-Anhalt. Genauso schön sind das gotische Chorgestühl und die prachtvolle Orgel mit ihren aufwändigen barocken Schnitzarbeiten. Auch mit drei Werken aus der Wittenberger Cranach-Werkstatt kann Coswigs Stadtkirche aufwarten: ein Epitaph, das Christus in Gethsemane zeigt, eine Kreuzigungsdarstellung und eine Abendmahlsszene.

Der 52 Meter hohe Kirchturm belohnt einen Aufstieg mit herrlichen Aussichten: Im Süden sind die Anlagen des Wörlitzer Gartenreiches zu sehen, von Osten grüßen die Türme der Lutherstadt Wittenberg und im Norden erheben sich die bewaldeten Höhen des Flämings. Nach der politischen Wende saniert, birgt der Klosterhof heute das stadteigene Veranstaltungszentrum und das Stadtmuseum. Dabei war das Nonnenkloster nicht die einzige geistliche Einrichtung in der Elbestadt: Bereits 1215 war ein Herren-Kollegiatsstift an der Coswiger Marienkirche errichtet worden.

Zeitweise scheint das Stift auch an der ostdeutschen Kolonisationsbewegung beteiligt gewesen zu sein, denn es hatte Besitzungen in Pommern und der Neumark. Als 1524 der amtierende Dekan verstarb, wurde sein Amt nicht neu besetzt. Wenig später dürfte die Auflösung des Kollegiatstiftes erfolgt sein. Im Schmalkaldischen Krieg 1546/47 wurden die Gebäude des Stiftes zerstört. Ihre Steine fanden bei den Neubauten von Rathaus, Schloss und Nicolai-Kirchturm Verwendung. An der Stelle des Stiftes erstreckt sich heute der sogenannte Schillerpark.

Öffnungszeiten:

: von Ostern bis Reformationstag
Montag – Freitag von 10:00 – 17:00Uhr
Besichtigung der Kirche nur über die Fürstenloge
Samstag und Sonntag von 13:00 – 16:00 Uhr
Offene Kirche
Für Fragen steht Ihnen in dieser Zeit ein kompetenter Vertreter der Kirchengemeinde zur Verfügung.

Kontakt

Regionalpfarramt Coswig-Zieko, Schloßstraße 58, 06869 Coswig (Anhalt),
Pfrn. Swantje Adam, Tel. 034903 / 489152,
E-Mail: pfarramt-coswig@kircheanhalt.de.

Lage